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Mehr Wertschätzung fürs Handwerk bei Freisprechungsfeier angemahnt
„Heute ist Ihr Tag!“ Mit diesen Worten begann der Kreishandwerksmeister Klaus Weber die Freisprechungsfeier für 151 Junggehilfen, darunter Absolventen der Zimmerer-Innung Schwabach-Roth-Hilpoltstein sowie der Fachgruppe der Zimmerer der Bauinnungen Weißenburg-Gunzenhausen, in der Gunzenhauser Stadthalle. Sie alle konnten sich bei der Veranstaltung der Kreishandwerkerschaft Mittelfranken-Süd ihren Sonderbeifall abholen. Mit den Feierstunden sind die jungen Damen und Herren nun offiziell aus „den Bindungen der Lehrverhältnisse nach alter Tradition freigesprochen“, so Weber.
Die Auszubildenden hätten damit die Wandlung zur „qualifizierten und hochmotivierten Fachkraft vollzogen“, führte er weiter aus und attestierte ihnen „allerbeste Zukunftsaussichten“. Sie bekräftigte auch Christian Sendelbeck in seiner Festansprache: „In den zurückliegenden Ausbildungsjahren haben Sie das Fundament Ihres Karrierehauses gebaut“, betonte der Vizepräsident der Handwerkskammer für Mittelfranken. Die Hindernisse seien dabei allesamt aus dem Weg geräumt worden: „Sie haben die Felsen gesprengt und den Sand aufgehalten“, erwähnte er bildgewaltig die Bodenverhältnisse, die einem Häuslebauer beim Fundamentieren beschäftigen können. Was die Freigesprochenen nun aus ihren Gesellenbriefen machten, läge ganz in deren eigenen Händen. In die spiele ihnen sicher der Fachkräftemangel. Den könne eben nicht jeder bedienen: „Viele waren nicht so schlau wie Sie, eine Ausbildung im Handwerk zu absolvieren“. Angst vor so etwas wie KI brauche niemand zu haben. „Sie wird niemals lebende Intelligenz ersetzen – und für die stehen Sie!“ Generell gelte es durchaus einen Spagat zu wagen: alte Handwerkstugenden und -traditionen zu bewahren und zugleich aber durchaus auch die Arbeitserleichterungen mitzunehmen, welche die Moderne verspräche: „Beim Aussortieren sind jetzt Sie gefragt!“ Sendelbeck zeigte sich dankbar, dass eine immer noch gute Landschaft an Schulzentren in Mittelfranken eine gute Ausbildung ermögliche. Auch nach dieser sei es wichtig, dass die Junggehilfen nun dem Handwerk treu blieben. Die feste Berufsausbildung sei dabei eine tragende Säule, „über die viele da oben nicht verfügen“, gab es vom Vizepräsidenten eine Spitze in Richtung Berlin. Dort fabuliere man aber nichtsdestotrotz über neue, nicht zielführende Ausbildungssysteme: „Da gibt es ganz wilde Vorschläge“, deutete der Festredner an. Die Junggehilfen selbst aber sollten ihren Weg weiter selbstbewusst gehen. Ob über Berufserfahrung, Studium oder Spezialisierung: „Das Handwerk hat sich noch nie so gewandelt wie in den letzten Jahren.“
Zugenommen hat indes der Bedarf an den Fachkräften. „Wir alle brauchen Euch“, so der Weißenburg-Gunzenhausener Landratsstellvertreter Günter Obermeyer: die Wirtschaft im Allgemeinen, die Firmen im Besonderen – und vor allem natürlich deren Kunden. Er warnte vor Abwanderungen in die Industrie, welche die Handwerksbranchen vor immer größere Probleme stellten. Es gelte vielmehr gerade die familiengeführten Betriebe zu stärken, hätten gerade sie doch großen Anteil an der Liebenswürdigkeit der gesamten Region. Obermeyers Anliegen: „Die Handwerker brauchen eine viel bessere Wertschätzung als bisher“, unterstrich er unter großem Beifall im Saal.
Über eine solche verfügt auf jeden Fall Gunzenhausens dritte Bürgermeisterin Sigrid Niesta-Weiser, die gerade mit einem Umzug beschäftigt ist und in dessen Rahmen die Dienste eines Schreiners in Anspruch nimmt. „Es bewegt sich nichts, wenn keiner tatkräftig mitanpackt“, erklärte sie bei der Feierstunde, „da kann es noch so viele Bachelor- oder Master-Absolventen geben“. So gelte gerade heute wieder das alte Sprichwort vom Handwerk, das über goldenen Boden verfügt. Ihn zu betreten – dazu hätten die Freigesprochen nun durch ihre Ausbildung sich das entsprechende Rüstzeug angeeignet. Nicht nur qualitativ, auch quantitativ stimmt die Richtung. So zeigte sich Weber erfreut darüber, dass in allen von der Kreishandwerkerschaft vertretenen Gewerken Berufsnachwuchs verzeichnet werden konnte. Applaus gab es bei der Übergabe der Gesellenbriefe dann für jeden einzelnen. Weber forderte die scheidenden Azubis zum Aufstehen auf: „Als Lehrlinge seid Ihr aufgestanden, als Gesellen dürft ihr Euch wieder hinsetzen“. Er beschloss seine Ausführungen mit einem eindringlichen Appell zum Erhalt der dezentralen Berufsschulen. Befänden sich diese zu weit entfernt vom Wohnort, beeinflusse diese leider auf negative Weise die Berufswahl. Bei der aber gelte für die Freigesprochenen: „Ihr habt alles richtig gemacht!“